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Frieden und Krieg. Stadtgespräche im Museum 2012

Die Veranstaltung fand im Sommersemester 2012 und im Wintersemester 2012/13 statt.

Organisation

  • Prof. Dr. Wolfgang Sonne, Professur Geschichte und Theorie der Architektur (Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen)
  • Prof. Dr. Horst Pöttker, Institut für Journalistik (Fakultät Kulturwissenschaften)
  • PD Dr. Karl Lauschke, Institut für Soziale Bewegungen, Ruhr Universität Bochum
  • Wolfgang E. Weick, Dr. Gisela Framke, Museum für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund

Inhalt

Ringveranstaltung im Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Stadt Dortmund

Moderation: Heike Mund (Journalistik, TU Dortmund)

Do, 26. April 2012, 19.00 Prof. Dr. Edzard Obendiek

Vom Knobelbecher zum Swing. Erinnerungen an die Faszination kriegerischer Ästhetik und ihr Verblassen.

Die Stadtgespräche im Museum beginnen in diesem Jahr mit einem Zeitzeugen. Er hat das Ende des Zweiten Weltkriegs als Luftwaffenhelfer erlebt und erinnert sich, wie er und viele andere Jugendliche durch schneidige Uniformen zu freiwilliger Gefolgschaft und Kampfbegeisterung verführt wurden. Heute sind Uniformen in Deutschland fast aus dem Straßenbild verschwunden. Wie ist es dazu gekommen?

Dr. Edzard Obendiek, geb. 1927, ist emeritierter Professor für Anglistik an der Technischen Universität Dortmund.

Do, 24. Mai 2012, 19.00 Prof. Dr. Horst Pöttker

Kann Propaganda gerechte Kriege verkürzen? Die sowjetrussische „Front-Illustrierte“ 1941–1945

Nicht nur Nazi-Deutschland, auch die von ihm angegriffenen Mächte haben im Zweiten Weltkrieg Propaganda betrieben. Eines der modernsten Propaganda-Medien war die sowjetrussische „Front- Illustrierte“, von der etwa hundert Ausgaben zwischen Juni 1941 (Hitlers Angriff auf die Sowjetunion) und Mai 1945 (totale Kapitulation des „Dritten Reichs“) über den von deutschen Truppen besetzten Gebieten hinter der Frontlinie abgeworfen wurden, um Soldaten der Wehrmacht zum Überlaufen zu bewegen. An diesem visuellen Material wird der Frage nachgegangen, ob Propaganda – „persuasive öffentliche Kommunikation“ – angegriffenen Ländern helfen kann, Kriege vorzeitig zu beenden.

Prof. Dr. Horst Pöttker, geb. 1944, hat den Lehrstuhl für Theorie und Praxis des Journalismus an der TU Dortmund inne und ist dort verantwortlich für den Schwerpunkt „Gesellschaftliche und historische Grundlagen des Journalismus“. Er kooperiert seit langem mit Fachkollegen an den russischen Universitäten Rostov a. D. und St. Petersburg.

Do, 31. Mai 2012, 19:00 AOR Dr. Rolf Seubert, M.A.

Die Fahne ist mehr als der Tod. Der Jugendfilm im Dritten Reich als Medium von Kriegsbegeisterung und Opferbereitschaft

Der Film war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts das Leitmedium der Zeit. NS-Propagandaminister Goebbels nutzte es als Erziehungsmittel der sich formierenden „Volksgemeinschaft“. Unter dieser Zielsetzung waren es die von ihm betreuten „staatspolitisch besonders wertvollen“ Spielfilme, die für die Jugend freigegeben wurden. Ab 1936 wird vormilitärische Ausbildung, Einüben in Marschieren und Soldatenleben maßgeblicher Zweck. Mit Kriegsbeginn verstärkt sich diese Tendenz. Die Vorbereitung auf die Anforderungen der Wehrmacht erfolgt in den verschiedenen Formationen der Hitler-Jugend, der Marine-HJ, der Motor-HJ, der Flieger-HJ. Die Dramaturgie zielt nun auf das Erwecken von Kriegsbegeisterung. Im Zentrum steht die soldatische Führerpersönlichkeit, personifiziert im Ritterkreuzträger, dem nachzueifern ist. Der induzierten Kriegsbegeisterung folgt ab 1943 mit dem Kriegseinsatz der Jugend der Absturz in den brutalen Kriegsalltag – zunächst an der „Heimatfront“, schließlich an der realen Front.

Dr. Rolf Seubert, geb. 1941, war als Erziehungswissenschaftler an der Universität Siegen im Fachgebiet Berufs- und Wirtschaftspädagogik tätig. Zu seinen Forschungsgebieten gehört die Jugenderziehung im NS-Regime.

Do, 14. Juni 2012, 19.00 Prof. Dr. Michael Stegemann

Schlachtenlärm und „Dona nobis pacem“. Krieg und Frieden in der Musik

Es ist wie im Film oder im Theater, wo auch die Schurken oft die interessanteren Rollen sind: Der Krieg scheint musikalisch mehr herzugeben als der Frieden. Von Clément Janequins spät-mittelalterlichem Programm-Chanson „La Guerre“ über die „Battaglien“ der Renaissance, Beethovens „Wellingtons Sieg“ oder Tschaikowskys „Ouvertüre 1812“ bis hin zu Sergej Prokofjews Tolstoi-Oper „Krieg und Frieden“ oder Benjamin Brittens „War Requiem“ haben Komponisten immer wieder (und immer wieder anders) den Schlachtenlärm in Musik gesetzt, während die Klangwelt des Friedens eher unspezifisch bleibt. Der Vortrag wird indes zeigen, dass es den „musikalischen Frieden“ trotzdem gibt.

Dr. Michael Stegemann hat den Lehrstuhl für historische Musikwissenschaft an der TU Dortmund inne. Er studierte in Münster und Paris und arbeitet als Komponist, Regisseur, (Musik-)Schriftsteller und Rundfunk-Autor.

Do, 28. Juni 2012, 19:00 Dr. Lutz Budraß

Wirtschaft und Krieg. Warum brach der Zweite Weltkrieg am 1. September 1939 aus?

Der Beginn des Zweiten Weltkriegs am 1. September 1939 war, so eine verbreitete Überlegung, aufgezwungen, und zwar von der Wirtschaftsdynamik, die die Aufrüstung selbst geschaffen hatte. Die Aussetzung der Tilgung der deutschen Auslandsschulden, der Handelskrieg mit den Vereinigten Staaten, die Wanderungsbewegungen durch die Aufrüstung und der drohende Auftragsmangel durch die Rohstoffverknappung hatten bis 1939 eine Situation geschaffen, in der das nationalsozialistische Regime einen Krieg brauchte, um eine schwere soziale und wirtschaftliche Krise abzuwenden. Es war eine „Flucht nach vorn“. In dem Vortrag sollen die Ursachen dieser Krise beleuchtet und verständlich gemacht werden, wie die Aufrüstung auf die deutsche Wirtschaft wirkte.

Dr. Lutz Budraß ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte der Ruhr-Universität Bochum, Arbeitsschwerpunkte u.a.: Flugzeugbau, Luftfahrt und Rüstung im 20. Jahrhundert.